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Gegen die Härte der Selbstoptimierung hilft nur eins: hinlegen

Selbstoptimierung ist häufig mit Druck von außen verbunden. Negative Glaubenssätze, aus denen sie sich speist, können Stress und Frustration fördern. Ein Plädoyer für langsames Wachstum – und radikale Sanftheit mit sich selbst.

Selbstoptimierung? Give me a break!

Ich schreibe diesen Text auf dem Sofa. Nicht weil ich ihn nicht ernst nehme, ganz im Gegenteil: Der Grund für meine Produktivität auf dem gemütlichen Zweitbett ist, dass ich weniger Druck verspüre, arbeiten zu müssen und deshalb automatisch mehr Motivation habe. Denn Strategien, die die Branche der Selbstentwicklung mir einbläut, funktionieren für mich nicht.

Spätestens um 5 Uhr aufstehen, weil Erfolg vor Sonnenaufgang beginnt? Kurz meditieren, um produktiver zu werden? 30-Tage-Challenge starten, um das Leben innerhalb weniger Tage zu verbessern? Give me a fucking break.

Viele dieser täglich auf uns einprasselnden Ratschläge säen oder unterstützen im ersten Schritt negative Glaubenssätze. „Ich bin nicht gut genug, also muss ich besser werden“, ist die Basis-Überzeugung, um mit der Selbstoptimierung zu starten. Da ich destruktive Gedanken schon beim Wachwerden habe, müsste ich der Business-Bubble täglich erliegen – glücklicherweise bin ich schlichtweg zu faul, um mich ständig neu zu beweisen

Noch besser, nooch besser, noooch besser

Die Psychologie-Professorin Kristin Neff schreibt in ihrem Buch »Selbstmitgefühl«: »Die meisten von uns gehen unglaublich hart mit sich selbst ins Gericht, wenn sie erstmal so weit sind, eine Schwäche (…) zuzugeben.« Sie erklärt, dass die Härte ständiger Selbstbeurteilung dazu führt, uns ein »unglaubliches Maß an emotionalem Schmerz« zuzufügen. 
Ich kenne das gut. Wenn ich auf Social Media den durchtrainierten Körper einer Fitness-Influencerin sehe, mich also mit einem Beispiel vergleiche, das mit meinem Leben nichts zu tun hat, verliere ich die Hoffnung in eigene Fortschritte – zum Beispiel, an einem Tag, an dem alles schiefgelaufen ist, mich überhaupt zum Sport aufzurappeln!

Grundbedürfnisse statt Selbstoptimierung: Terminkalender Ein guter Plan Pro mit der Achtsamkeitsampel
Bei all der Selbstoptimierung oft vergessen: die ganz grundlegenden Bedürfnissen

Der Druck, sich selbst zu perfektionieren, ist so groß, dass man schnell den Überblick verliert, welches Ziel es wann zu erreichen gilt. Spoiler: Es gibt keinen Endpunkt. Hinter der Bewegung steht eine riesige Industrie, die mit der Unzufriedenheit von Millionen Menschen ihr Geld verdient. Deshalb wird sie immer suggerieren, dass man noch geiler aussehen oder noch erfolgreicher sein kann, wenn man sich nur ein bisschen zusammenreißt. Doch was dabei passiert, ist oft das Gegenteil: Man reißt sich auseinander.

Persönliches Wachstum ist vielfältig und überraschend

Was mich an der Selbstoptimierung ebenfalls stört, ist die Schnelligkeit, mit der Ratgeber umhergeworfen und neue Routinen auf den Markt geschleudert werden. Für mich ist es wertvoller, mich tiefergehend mit etwas zu beschäftigen, als immer auf der Suche zu sein nach the next best thing. Ich will nicht, dass sich mein Leben anfühlt wie im Schleudergang, doch die Selbstoptimierung arbeitet liebend gerne mit Superlativen.

Apropos Entschleunigung: Als mir eine Freundin erzählte, einen Kurs im Speed Reading zu machen, dachte ich: Oh nein! Jetzt auch noch das Lesen optimieren? Schließlich ist das eine Beschäftigung, der man seine volle Aufmerksamkeit schenken muss – nebenher am Handy scrollen funktioniert nicht. Und die Wissenschaft weiß längst, dass Lesen, insbesondere Fiktion, die Vitalität steigert und Kreativität ankurbelt. Das Eintauchen in die Gedanken einer Figur führt zur tieferen Reflexion bei einem selbst und verstärkt das Empathievermögen. Geschichten zu lesen ist also der Inbegriff von Wachstum und zeigt, wie vielfältig und überraschend persönliche Entwicklung aussehen kann.

Das Buch, das dein Leben verändert

Ein guter Plan ist ein ganzheitlicher Terminkalender für mehr Achtsamkeit und weniger Stress. Lerne dich kennen, behalte dein Stresslevel im Blick und hol dir die Kontrolle über dein Leben zurück.

Was will ich, was wollen die anderen?

Wer über sich hinauswachsen und sich selbst mal herausfordern will, soll das unbedingt machen. Wachstum kann und darf für jede*n anders aussehen – und vielleicht macht’s auch die Mischung aus Herausforderung und Entschleunigung. Kristin Neff kommt in ihrem Buch nämlich zu dem Schluss, dass Menschen, die Fehler akzeptieren und sich Pausen gönnen, weniger zu Burnout und Ängsten neigen. Nachhaltiges Wachstum kommt also von innen heraus.

Dafür muss man sich unbequeme Fragen stellen: Will ich das wirklich? Oder will ich es nur, weil alle anderen es auch machen? Für mich gilt: Tagträumen nachhängen, Sehnsüchte erfühlen, Vorlieben ausloten. Denn aus Zweifeln und Verbissenheit ist noch nichts Erfüllendes entstanden. Wachstum geht auch im Sitzen. Zum Beispiel auf einem Sofa.* 

* erzählt das aber nicht dem/der Orthopäd:in!

Echte Texte von echten Menschen: Bei diesem Artikel kam keine künstliche Intelligenz für die Erstellung von Texten und die Recherche von Inhalten zum Einsatz.

Anika Landsteiner

Anika Landsteiner schreibt moderne Literatur, ihr nächster Roman erscheint 2026. Letztes Jahr veröffentlichte sie den persönlichen Essayband »Sorry not sorry – über weibliche Scham«. Online gibt sie Workshops zum Schreiben, lektoriert Texte und berät zur Buchbranche. WebsiteInstagram

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