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Sommer der Selbstliebe: Ein Manifest

Was tun, wenn deine Wolfühltemperatur bei 22 Grad liegt

Es ist März und die Temperaturen klettern zum ersten mal über 15 Grad. Für mich heißt das, dass ich meine Sommerkiste auspacke und eigentlich nur noch in kurzer Hose und T-Shirt unterwegs bin. Werden es im April 20 Grad sieht man mich oft mit Badehose im Büro sitzen und ab Mai steht ein Ventilator auf meinem Schreibtisch.
Das ist alles kein Problem so weit und die verständnislosen Blicke der Kolleg*innen, die mit Tee und Daunenjacke mir gegenüber sitzen, kann ich gut verkraften. Wenn die eigenen Wohfühltemperaturen aber schon im Frühling erreicht sind, hat man ein Problem. Denn der Sommer fängt jetzt erst an. Heiße Temperaturen kann ich eigentlich nur ertragen, wenn ich im Urlaub bin. In Berlin fühlt sich das für mich einfach falsch an.
Ich mag dann nicht in stickigen U-Bahnen sitzen, nicht bei jeder Gelegenheit an den überfüllten Badesee fahren und schon gar nicht warme Kartoffelsalate auf verbrannten Rasen in überfüllten Parks essen.

Ich gebe es zu: Sommer ist nicht mein Ding, jedenfalls nicht die urbane Variante mit all den Zwängen der verschwizten Sozialisation. Und diese Zwänge sind omnispräsent, und so war es bis vor einer Weile auch mit dem Druck, dass ich den Sommer und all seine scheinbaren Freuden doch gefälligst genießen muss. Aber das ist vorbei. Denn es ist völlig ok, Sommer blöd zu finden. Und es ist ok, das zu artikulieren und aus der Angst, Dinge zu verpassen eine genugtuende Freude  zu verspüren, Dinge zu verpassen, die dich eh nicht glücklich machen.

Es gibt genügend Gründe, keinen guten Sommer zu haben.

Mit den Temperaturen steigt im Sommer auch der Druck, den ganzen Tag ausgelassen und glücklich zu sein. Grillpartys, Nachmittage im Schwimmbad oder romantische Sommernächte – das kann alles richtig deprimierend sein, wenn man das Gefühl hat, nicht dazuzugehören. Wenn man nicht in die gut gelaunte sonnengebräunte Masse eintauchen möchte, fragt man sich schon mal: Was läuft eigentlich falsch bei mir?

Die Antwort ist: Absolut gar nichts. Du bist genau richtig

Es gibt genügend Gründe, keinen guten Sommer zu haben. Persönliche Probleme, finanzielle Notlagen, Lebenskrisen oder einfach, dass die persönliche Wohlfühltemeperatur eben bei maximal 22 Grad liegt. Dein Leben richtet sich nun mal nicht nach den Jahreszeiten. Doch während es im Winter absolut ok ist, sich auch mal zurück zu ziehen, wird dir im Sommer ständig unter die Nase gerieben, wie sehr du diese Saison jetzt genießen musst.

Verabschiede dich von dem Zwang, jeden Sonnenstrahl genießen zu müssen

Ein großer Schritt auf dem Weg zur Selbstliebe ist es, dich von den Erwartungen anderer frei zu machen und den Punkt im Leben zu akzeptieren, an dem du gerade stehst. Denn letztendlich kannst nur du dir den Druck nehmen und dazu stehen, dass du diesen Sommer eben dein eigenes Ding durchziehst. Wie immer das auch aussehen mag. Das ist bestimmt kein einfacher Schritt, aber es lohnt sich.

Und genau diesen Schritt zelebrieren wir diesen Sommer mit unserem Sommer der Selbstliebe: Akzeptiere dich und dann schenk dir die Selbstliebe, die du jetzt brauchst!

6 Tipps für ein bisschen mehr Love, Peace und Achtsamkeit in deinem Sommer

Tipp
1:
Befreie dich von dem Gedanken, dass du den Sommer bilderbuchmäßig genießen und allen Klischees entsprechen musst. Du liebst es, bei 35 Grad in der Prallsonne zu liegen? Das ist super. Aber genau so super ist es, solche Tage drinnen vor dem Ventilator zu verbringen oder ins Kino zu gehen. Steh zu deiner Abneigung von Picknickdecken und undichten Tupperdosen.

Schreibe alle Aktivitäten auf, die dich glücklich machen

Tipp
2:
Überlege dir, welche Aktivitäten du auch im Sommer genießt und plane sie fest in deinem Kalender ein. Fahrradtouren in Tiefgaragen, Puzzlen im Keller, den ganzen Tag in der Tiefkühlabteilung bei Edeka abhängen: Alles ist erlaubt.

Tipp
3:
Rede mit Freund*innen über deine Unlustgewinnung von Hitzeschock und Sonnenbrand. Du wirst erstaunt sein, wie vielen es ähnlich geht. Sonnenallergiker*innen dieser Stadt, vereinigt euch!

Tipp
4:
In Phasen, in denen wir uns unwohl fühlen, vernachlässigen wir oft unsere Grundbedürfnisse. Achte darauf, dass du regelmäßig und ausreichend isst und trinkst. Versuche auch bei höheren Temperaturen leichte Sportübungen zu machen und genug zu schlafen. Auf die Gefahr hin, dass wir klingen wie deine Eltern, auch diese kleinen Dinge sind Schlüsselschrauben für dein Wohlbefinden.

Tipp 5: Sei offen, deine Einstellung zur Hitze noch mal zu überdenken. Es gibt viele Möglichkeiten, sich auch im Sommer draußen pudelwohl zu fühlen und negative Assoziationen aufzubrechen. Vielleicht errinert dich die warme Jahreszeit an schlechte Erfahrungen aus der Vergangenheit und mit den richtigen Menschen (echte Freunde) an den richtigen Orten (Schatten an einsamen Badeseen) und dem richtigen Equipment (Sonnenschirm, Funktionskleidung und kalter Gin Tonic aus der Thermoskanne) kannst du vielleicht doch sehr wunderbare Nachmittage in der Natur verbringen.

Tipp
6:
Hat dich eine waschechte Sommerdepression im Griff, ist es keine Schande sich professionelle Hilfe zu holen. Lass dich nicht vom Sommerhype blenden und gestehe dir ein, dass es auch im Sommer ok ist, nicht selbst ein kleiner Sonnenschein zu sein.

Wir starten schon mal in unseren Sommer der Selbstliebe. Vielleicht hast du ja auch noch ein paar Tipps für einen guten Sommer. Dann würden wir uns freuen, wenn du ihn in den Kommentaren teilst.

Echte Texte von echten Menschen: Bei diesem Artikel kam keine künstliche Intelligenz für die Erstellung von Texten und die Recherche von Inhalten zum Einsatz.

Jan Lenarz

Jan Lenarz ist Gründer und Geschäftsführer von Ein guter Plan. Der mehrfache SPIEGEL-Bestsellerautor engagiert sich politisch für mentale Gesundheit und schreibt über Achtsamkeit, Depression und Burnout. Er engagiert sich ehrenamtlich als Rettungssanitäter und Erste-Hilfe-Ausbilder. Bei den Einsätzen im Berliner Stadtgebiet wird seine hart antrainierte Gelassenheit regelmäßig auf die Probe gestellt. Website Instagram

11 Kommentare zu »Sommer der Selbstliebe: Ein Manifest«

11 Gedanken zu „Sommer der Selbstliebe: Ein Manifest“

  1. Danke für die schönen Worte. Tut mir so gut zu lesen das ich nicht die einzige bin die den Herbst liebt. Sommer zu überstehen ist wirklich eine Herausforderung für mich. Werde auch oft depressiv. Jetzt soll es besser werden. Danke.

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  2. Hallo Jan, uns geht es auch so..und unserem alten Hund mit 14 Jahren auch…wir hatten bis Sonntag Temperaturen über 30 Grad und überlegen uns gerade, wo wir in den Sommerferien mit unserem ollen Ford Nugget fahren könnten, denn wir benötigen mit unseren Kiddies nur Wellen und Wind..und Platz für alles….uns zieht nun doch in den kalten Norden und alle sind entgeistert. Wir nicht, denn letztes Jahr waren wir an der kroatischen/italienischen Küste und mussten überall Schlange (überall von Abwasch bis Toilette…und Strand) stehen sogar beim Vatikan. Der schönste Ort im Rom war für uns und unseren Hund eine alte Vatikankantine (Tip von einem Geistlichen), wo wir in Begleitung von ihm Hund Pause machen durften. Das war klasse….sonst immer das Gegenteil von den Anderen machen: bei schlechten Wetter grillen, schwimmen gehen bei Regen, Museum bei sonnigen Wetter, Eis mit heißen Himbeeren essen, wenn alle keine Lust mehr dazu haben….geht auch. LG aus München!

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  3. Lieber Jan,
    auch ich habe mir oft die Frage gestellt was bei mir schief läuft…In vielerlei Hinsicht.
    Es tut gut zu wissen, dass es doch einige Menschen gibt die so fühlen wie ich.
    Danke für dieden Beitrag! Das gibt Hoffnung.

    Liebe Grüße
    Isabella

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  4. Hallo Jan,
    Ich kann Dir nur zustimmen. Uns fragen alle immer warum wir in den Sommerferien nicht in den Urlaub fahren. Tja ganz einfach: zu heiß , zu voll, nicht unseres. Dafür lieben wie die Nordsee auch stürmisch, haben im Frühjahr oder im Herbst viel mehr Platz dort und können in den Sommerferien darauf achten dass wir die Hitze gut überstehen. Grüße zurück von der Ventilatorfront. Kirsten

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  5. Ich gehöre für gewöhnlich ja eher zu den stillen Lesern (egal wo), aber… als ich eben in meinem Postfach durch euren Newsletter diesen Beitrag gelesen habe, hat mich das sowas von berührt: Jan, du spricht mit so aus der Seele! So toll geschrieben, so ehrlich… und vor allem authentisch.
    An jeder Ecke wird man nur noch mit Selbstoptimierung konfrontiert, Vergleichen… der Grundsatz im Netz scheint mittlerweile zu lauten “be happy – vor allem jetzt, weil der Kalender das so vorschreibt.
    Es tut so gut zu lesen, dass man mit seiner Ansicht nicht allein ist. Ja, auch ich werde regelmäßig schief angesehen, weil meine “Wohlfühltemperatur” ebenfalls nicht der – von wem auch immer – gesetzten Norm entspricht (…).

    Kurzum: Das Lesen hat meine Stimmung jedenfalls gerade so unglaublich gehoben, dass ich dir einfach danken wollte: Danke für diesen tollen Start ins Wochenende, den du mir durch deinen Beitrag bereitest hast!

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  6. Und ich dachte immer ich bin nicht richtig.Weil ich wirklich keine Lust hab an überfüllten Stränden zu liegen und ständig diesen Druck zu spüren…hey es ist Sommer raus raus raus.Bin echt froh diese Worte zu lesen und zu wissen…es ist ok.Danke!

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  7. Tolles Manifest, das spricht mir aus der Seele. Wenn ich im Wetterbericht sehe, dass es über 30 Grad wird, bereite ich manchmal voller Selbstmitgefühl meine “Sommertasche” vor – Wasserspray, selbstgemachter Eistee, abends gibt’s manchmal Wassereis. Wenn alle draußen laufen, geh ich gerne ins leere Fitnessstudio. Oder ins Hallenbad.

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