Da Lesen immer eine gute Idee ist, inspiriert und sowohl schlau als auch glücklich macht, gibt es heute eine Auswahl an Büchern, die euch in praktischer Selbstfürsorge unterstützen sollen. Auch wenn die Titel nicht direkt auf dieses Thema abzielen, so können sie dennoch in diesem Zusammenhang gelesen werden.
Je besser es uns gelingt, zu erkennen, was wir brauchen und dies auch zu beschaffen, desto besser geht es uns und damit einem kleinen Teil der Welt und unserer Umwelt. Darum geht es bei praktischer Selbstfürsorge, zu der einerseits natürlich der Bereich der physiologischen Bedürfnisse gehört, aber nicht weniger wichtig auch der Bereich der psychologischen. Manchmal kann es regelrecht stressig werden mit der Selbstfürsorge. Da gibt es immer viel zu tun. Aber beide Ebenen ergänzen sich zum Glück auch gegenseitig. Wenn du z.B. satt bist und gut geschlafen hast, ist die Wahrscheinlichkeit, dass du deinen Bedarf an Kontakt und Nähe zu anderen Menschen besser erfüllen kannst, sehr viel höher als wenn du hungrig und übernächtigt bist.
Beginnend mit einem Buch, das uns bei der Frage hilft, wie wir herausfinden und verfolgen, was uns wirklich wichtig ist, geht es weiter mit einem Klassiker der Ratgeber, der uns dabei unterstützt, diese und andere Theorien tatkräftig in die Praxis umzusetzen. Doch nach zwei Büchern, die so einen geradlinigen Weg einschlagen, darf zum Ausgleich natürlich ein Buch über Ungewissheit und Chaos nicht fehlen und wie man mit diesen Umständen am besten umgeht, da sie unvermeidlich zum Leben dazugehören. Im Anschluss ermutigt das japanische Konzept der kleinen Schritte uns dazu, unsere Vorhaben auf eine Art zu verwirklichen oder unsere Absichten zu verfolgen, die nachhaltig, wirkungsvoll und vor allem freundlich zu uns selbst ist. Zuletzt stellen wir euch zur Abrundung eine Betrachtung über das „Zuhause“ vor, die ultimative Basisstation der Selbstfürsorge.
Und nicht vergessen: Bücher werden am liebsten in Buchläden gekauft. Viel Spaß beim Lesen und Umsetzen!
1. Greg McKeown: Essentialismus – Die konsequente Suche nach Weniger
Wenn alles zu viel ist, hilft nur eins: Weniger.
Wie wir uns besser zurechtfinden, wenn in jedem neuen Moment eine andere Sache um unsere Aufmerksamkeit bettelt, wir ständig von Ablenkungen davongetragen werden und nirgends ankommen, weil wir versuchen, alles gleichzeitig zu machen – genau bei diesen Schwierigkeiten hilft uns dieses hervorragende Buch.
Es erzählt vom Herausfiltern, Erkennen und Verfolgen des Wesentlichen, vom Herausfinden, was einem wirklich wichtig und besonders wertvoll ist. Anstatt uns in der Welt der Entscheidungen, Möglichkeiten, Anforderungen und Überforderungen zu verlieren, können wir lernen, unsere Energie auf das zu verwenden, was sie benötigt und unsere Aufmerksamkeit darauf zu richten, wo sie hingehört: auf das Wesentliche.
Greg McKeown erklärt die unterschiedlichen Denkstrukturen, Herangehensweisen und Überzeugungen essentialistischer gegenüber nicht-essentialistischen Menschen, was bereits wie ein kräftiges Stoßlüften im Kopf wirkt. Er schreibt über die Bedeutung von Schlaf und Spiel, Neinsagen und Grenzen setzen sowie Routinen und Fokus in so klaren und eingängigen Worten, dass man direkt Lust hat, umzusetzen, worüber man gerade gelesen hat. Es gehört zu einem der wenigen Bücher, in denen ich immer wieder gerne lese, denn es gibt einem das gute Gefühl, wieder zu wissen, wo es eigentlich lang geht, falls man das zwischendurch vielleicht etwas aus den Augen verloren hat.
Was das mit praktischer Selbstfürsorge zu tun hat:
Herauszufinden, was für einen selbst eigentlich wirklich wichtig ist und danach zu entscheiden und zu handeln, gehört zum Grundbaukasten der Selbstfürsorge. Das Konzept des Essentialismus hilft uns, unser Leben bewusst zu gestalten und unseren größtmöglichen Beitrag zu leisten, was sich wiederum positiv auf unsere Lebenszufriedenheit auswirkt und damit einen Akt der Selbstfürsorge darstellt.
Lieblingsstelle:
»Dieter Rams was the lead designer at Braun for many years. He is driven by the idea that almost everything is noise. He believes very few things are essential. His job is to filter through that noise until he gets to the essence.« (Englische Ausgabe, S.4)
ISBN: 9783962570378
2. Marie Kondo: Magic Cleaning – Wie richtiges Aufräumen Ihr Leben verändert
Als das Buch erschien und massenhaft verkauft wurde, konnte ich nicht verstehen, warum Menschen Bücher über das Aufräumen lesen, anstatt einfach aufzuräumen. Dass noch einiges mehr dahintersteckt und dass es sich bei dem Titel um den einen Ratgeber handeln würde, der mein Leben tatsächlich verändert, überraschte mich deswegen sehr, als es passierte.
Über Marie Kondo lässt sich streiten. Aber egal, was man von ihr und ihrer Methode hält: Dass das Leben leichter und angenehmer ist, wenn man sich nicht in einem Chaos von aufgeschobenen Aufgaben und Entscheidungen aufhält, zu dem sich die Unfähigkeit, loszulassen gesellt, darüber lässt sich schon viel weniger streiten.
So herausfordernd die Methode ist, so wirksam ist sie auch. Und abgesehen von diesem sehr speziellen und sehr guten Gefühl, das einem das Durch- und Aussortieren von Dingen gibt, lernen wir dabei automatisch mindestens zwei sehr wichtige weitere Punkte: Bei uns selbst anzufangen und ein besseres Gefühl dafür zu bekommen, wie viel eigentlich das passende Maß oder die richtige Menge für alle möglichen Dinge ist.
Wer sein Leben nicht nur sinnbildlich, sondern ultimativ praktisch aufräumen möchte und lernen will, wie sich diese völlig unterschätzte Fähigkeit auf sämtliche Lebensbereiche übertragen und anwenden lässt, hat mit diesem Buch einen guten ersten Impuls an der Hand.
Was das mit praktischer Selbstfürsorge zu tun hat:
Hier geht es um nichts Geringeres, als dein gesamtes Leben anhand all deiner Habseligkeiten aufzuräumen. Wem viele andere Ratgeber also zu verkopft sind, der kann hier körperlich und emotional tätig werden. Wer noch auf einen Therapieplatz wartet, kann hiermit wertvolle Vorarbeit leisten.
Lieblingssatz:
»(…) there is a significant similarity between meditating under a waterfall and tidying.« (Englische Ausgabe, S.67)
ISBN: 9783499624810
3. Rike Pätzold: Ohne festen Boden – Wie wir mit Ungewissheit besser umgehen und warum wir sie brauchen
Verunsicherung, Unbeständigkeit, Uneindeutigkeit und Komplexität sind Themen, die dich beschäftigen? Also mich schon. Die Ungewissheit, die unseren Leben zu eigen ist, ist Segen und Fluch in einem. Manchmal wünschen wir uns, zu wissen, wie die Zukunft sich entwickeln wird, um bessere Entscheidungen treffen zu können, oder einfach das „Nichtwissen“ nicht aushalten zu müssen, andererseits würde sich so ein Leben mit Glaskugel für die meisten auch nicht ganz richtig anfühlen. Wer sich eher schwer damit tut, dass sich das Leben immer wieder von seiner unberechenbaren Seite zeigt, findet eine gute und vielseitige Auseinandersetzung damit in diesem Buch.
Rike Pätzold verbindet populäre Themen wie z.B. die Kultur des Fehlermachens und Scheiterns, das Streben nach Perfektion, Optimierungsdrang, aber auch Beziehungen, Risiko und die Zukunft im Allgemeinen mit ihrem eigentlichen Thema, der Ungewissheit. Dabei greift sie zurück auf Erkenntnisse, die sie durch ihre Erfahrungen mit asiatischen Kulturen gemacht hat, die unseren Horizont der Ungewissheit aufbrechen und durchaus erweitern können. Sie entleiht ihr Wissen aber nicht nur ihren persönlichen Erfahrungen, sondern auch Erkenntnissen diverser Disziplinen der Komplexitätsforschung, Zukunftswissenschaften und Risikoabschätzung bis hin zur Quantenphysik und dem Daoismus.
Was das mit praktischer Selbstfürsorge zu tun hat:
Für alle, die die Zukunft nicht voraussagen können, ist es manchmal schwer auszuhalten, nicht zu wissen, was passieren wird. All diese Menschen können etwas Stärkung gebrauchen, wobei einem dieses Buch hilft, dem Ungefähren, dem Chaos und den Leerstellen Positives abzugewinnen, für sich kreativ nutzbar zu machen und Ergebnisoffenheit zu pflegen.
Lieblingssatz:
»Der Wert eines Gefäßes zeigt sich da, wo das Gefäß nicht ist, (…)« (S.127)
ISBN: 9783466347766
4. Sarah Harvey: Kaizen
Dinge aus dem Blickwinkel einer anderen Kultur zu betrachten ist eine sehr bereichernde Ressource, auf die ich persönlich sehr gerne und regelmäßig zurückgreife. So ist es auch mit dem japanischen Prinzip „Kaizen“, das uns vermittelt, wie wir eine Veränderung von Umständen in minimalen, aber kontinuierlichen Schritten herbeiführen. Auch wenn sich der Begriff ebenfalls in Zusammenhängen ökonomischer Optimierungsprozesse finden lässt, sollte uns dies nicht daran hindern, das Prinzip für uns so anzuwenden, wie es gut für uns ist.
So führt uns Sarah Harvey nach einer Vorstellung des Prinzips durch die verschiedenen Bereiche des Lebens- von den Schwierigkeiten des Beginnens über Gesundheit, Arbeit, Geld und Zuhause bis hin zu Beziehungen und Gewohnheiten. Wer sich an Bebilderung durch Fotos und Illustrationen erfreut, deren Anblick bereits die Wirkung einer Meditation haben, wird hier ebenfalls fündig.
Was das mit praktischer Selbstfürsorge zu tun hat:
Die Kaizen-Methode kann uns dabei helfen, unsere oft überambitionierten Versuche, grundsätzlich, sofort und mit einem großen Feuerwerk unser Leben von heute auf morgen zu ändern, in sehr viel kleiner Schritte herunterzubrechen. Denn sogar mit Selbstfürsorge können wir uns noch stressen und überfordern.
Lieblingsstelle:
»Der Schlüssel zu nachhaltigen Veränderungen ist ein Prozess der kleinen Schritte.« (S. 10)
ISBN: 9783424153767
5. Daniel Schreiber: Zuhause – Die Suche nach dem Ort, an dem wir leben wollen
Dieses Buch ist kein Ratgeber, sondern ein Essay, der grundsätzliche und weiterführende Gedanken über den Begriff und das Gefühl „Zuhause“ mit uns teilt und damit inspiriert, sich eigene dazu zu machen, was „Zuhause“ für uns eigentlich bedeutet. Welche Bedeutung haben Zugehörigkeit zu oder Verbundenheit mit einem Ort heute, wo wir uns in viel größerem Maß aussuchen können, wo wir leben wollen?
Daniel Schreiber fasst elegant zusammen, was Philosophie, Soziologie, Psychoanalyse zum Thema beitragen. Er erzählt auch die Geschichten von der Flucht seiner Vorfahren – auch relevant zur Vergegenwärtigung der dramatischen Situation, in der sich so viele Menschen befinden. Ein Buch über das Bedürfnis, das Gefühl, die Sehnsucht nach Zuhause, jenseits von Hygge, die Gedanken beflügelnd und vor allem unglaublich angenehm und interessant zu lesen. Egal wie es um die eigene Zuhause-Situation gerade steht, in diesem Buch findet man schnell ein Stück davon. Ausgewogen und abgerundet geschrieben ergänzt es sämtliche Überlegungen, die sich zusätzlich zu Aufräumprozessen und Möbelbeschaffung anstellen lassen.
Was das mit praktischer Selbstfürsorge zu tun hat:
Ein Zuhause zu haben, stellt eins unserer Grundbedürfnisse nach Schutz, Wärme und Ruhe dar. Sich ein gutes Zuhause zu schaffen ist somit ein elementarer Bestandteil praktischer Selbstfürsorge.
Lieblingsstelle:
»Sich ein Zuhause zu suchen bedeutet, einen Ort in der Welt zu finden, an dem wir ankommen – und dieser Ort wird zuallererst ein innerer Ort sein, ein Ort, den wir uns erarbeiten.« (S.57)
ISBN: 9783518469163
Vielen Dank für diese inspirierende Buchtipps.
😊 danke.
Tolle Buch-Tipps, davon sind zwei Stück gerade auf meine “To buy” Liste gewandert! DANKESCHÖN!