Heute ist es ziemlich genau zwei Jahre her. Als Milena und ich im März 2015 die Arbeit für Ein guter Plan so richtig aufgenommen haben, wussten wir: Es gibt schon Kalender, die Achtsamkeitstechniken integrieren. Nicht in Deutschland, auch nicht wirklich in Europa. Aber in den USA gab es solche Konzepte schon.
Richtig überzeugt haben sie mich nicht. Sie waren ohne großen gestalterischen Anspruch und viele dieser Bücher sollten mehr oder weniger inspirieren, indem sie den Benutzer*innen ab und zu eine leere Seite präsentierten, auf der man die eigenen Ziele planen konnte.
Ich wusste: Das geht besser. Nach vielen Prototypen und Entwürfen entstand so über Monate Ein guter Plan.
Ein guter Plan war und ist harte Arbeit. Jeder Claim musste sich gegen dutzende andere durchsetzen. Jedes Wort wurde hin und her geschoben, bis es saß. In jedem Detail steckt viel Liebe und Dinge wie unsere Achtsamkeitsampel gab es vorher schlicht nicht. Weltweit nicht.
Kopien fühlen sich wie eine intime Verletzung an
Ich hole so weit aus, damit es nachvollziehbar ist, warum ich folgenden Trend nicht einfach ignorieren kann: wir werden kopiert.
Immer öfter, meistens schlecht, manchmal clever, oft erfolglos. Aber zumindest letzteres ändert sich mit zunehmender Geschwindigkeit.
Die Qualität der Kopien nimmt zu, aber damit auch die Dreistigkeit. Einige dieser Bücher sind zumindest auf Amazon inzwischen sehr erfolgreich.
Nun habe ich rein gar nichts gegen faire Konkurrenz. Mehr Aufmerksamkeit für die Themen Achtsamkeit und Selbstliebe kann uns auf lange Sicht nur helfen, die Thematik aus einer unwürdigen Schmuddelecke der zum Teil fragwürdigen Selbsthilfe-Bücher zu holen. Aber wenn wir als Inspiration für einen Großteil dieser Bücher dienen, ist es eben keine faire Konkurrenz. Die Ersteller*innen bedienen sich damit nämlich all unserer Arbeit und Erfahrung.
Es ist keine Ehre, kopiert zu werden
Wer unseren Aufbau kopiert, unsere Grafikelemente nachbaut, unsere Claims benutzt und unsere Texte paraphrasiert, der benutzt mein Studium, meine langen Nächte im Keller meiner Hochschule, an denen ich stundenlang an eigenen Schriften gezeichnet habe und all meine Erfahrung als Autor und Designer, sowie all die textliche und inhaltliche Arbeit, die Milena in das Buch gesteckt hat. Und all die langen Nächte und vielen Wochen, die wir zusammen an dem Buch gearbeitet haben.
Wenn ich unsere kreativen Prozesse nun bei anderen Projekten sehe, fühlt sich das wie eine fast schon intime Verletzung meiner Geschichte und der letzten zwei Jahre unseres Lebens an. Das mag für Außenstehende vielleicht etwas übertrieben klingen, aber die Kreativen unter euch können sicher verstehen, warum es meistens eben keine Ehre ist, kopiert zu werden.
Vielleicht können ein paar Beispiele helfen zu verstehen, warum wir langsam anfangen, es persönlich zu nehmen, wenn wir als “Inspiration” dienen.
Traut euch, kreativ zu sein!
Und von solchen Beispielen gibt es noch viele viele mehr. Wir finden fast jede Woche ein neues Projekt, das Ein guter Plan stark ähnelt. Oft auf der Crowdfunding-Plattform Startnext, wo auch wir unsere Bücher finanziert haben. Oft mit genau unserer Preisstruktur und vielen anderen Elementen, Texten und Inhalten, die wir mühsam entwickelt haben.
Dass andere selbst auf Claims wie „Das Buch, das dein Leben verändert.“ kommen, ist dabei natürlich nicht ausgeschlossen, aber es sind immer Planer mit dem Schwerpunkt Achtsamkeit, und das kann kein Zufall sein. Das finden wir zum Teil amüsant, da die Qualität doch selten an das Original herankommt.
So langsam überwiegt aber die Frustration.
Denn Ein guter Plan ist nicht einfach nur ein kleines Nebenprojekt, sondern unser Leben. Wir sind durch viele Höhen und Tiefen gegangen, um da zustehen, wo wir jetzt stehen, haben viel über die letzten Jahre entwickelt und recherchiert und all unser Herzblut in das Buch gesteckt. Die Texte sind zum Teil sehr persönlich, und die Gestaltung ist die Haut, in der wir sie verpacken. Und nicht einfach irgendein Layout. Dass immer mehr nun eine Abkürzung nehmen wollen, ist zwar verständlich, aber wenn dabei unsere Alleinstellungsmerkmale kopiert werden und wir dadurch etwas unserer Besonderheit verlieren, ist das ärgerlich.
Es gibt so viele tolle Möglichkeiten, das Thema Achtsamkeit in Kalender und Planer zu integrieren, warum muss es immer derselbe Ansatz sein?
Das Gute ist: Ein guter Plan ist mehr als das Konzept und das Design. Unser Stil, unser enger Kontakt zu unseren Nutzer*innen und unser hervorragendes Team sind nicht kopierbar. Wir stehen für radikale Achtsamkeit und innovative Arbeitsbücher. Für humorvolle Tipps abseits von Selbstoptimierung. Und das können uns auch die Unkreativen dieser Welt nicht nehmen.
24 Kommentare zu “Lasst uns über Plagiate reden”