Richtig Aufräumen für mehr Nachhaltigkeit

Nur Katzen räumen sich selbst in Kisten

Es gibt viele gute Gründe, mal richtig aufzuräumen – Nachhaltigkeit ist dabei allerdings vielleicht nicht der erste Grund, der einem einfällt. Nachhaltigkeit ist sogar ein Grund, der sich anführen lässt, um besser gar nicht erst damit anzufangen, seine Habseligkeiten alle mal genauer unter die Lupe zu nehmen. Im Zuge einer solchen Aktion ist die Wahrscheinlichkeit schließlich hoch, dass man etwas findet, was sich aussortieren ließe. Dass man manche Dinge vielleicht doch noch einmal gebrauchen könnte, oder sie einfach noch viel zu gut sind, um sie auszusortieren, sind Argumente, die sich nicht vollkommen von der Hand weisen lassen.

Verschwendung findet nicht erst statt, wenn uns Dinge wieder verlassen, sondern bereits, wenn wir sie uns anschaffen.

Als Ausrede funktioniert die Devise, aus Nachhaltigkeitsgründen alles aufzubewahren aber auch sehr gut. Auf diese Weise erspart man sich viel Arbeit in Form von Entscheidungen, die ganz schön schwerfallen können und der großen Frage, was man mit den Dingen machen soll, die man aussortiert.

Die Angst vor Verschwendung ist groß und berechtigt. Allerdings taucht der Gedanke oft erst auf, wenn Dinge unseren Besitz wieder verlassen sollen. Ist es verschwenderisch, ein Oberteil auszusortieren, das man vielleicht sogar nur ein Mal getragen hat? Oder hat man bereits beim Kauf in Wirklichkeit zu wenig Gedanken verschwendet? Verschwendung findet nicht erst statt, wenn uns Dinge wieder verlassen, sondern bereits, wenn wir sie uns anschaffen.

Wir leiden keinen Mangel, wir leiden an materiellem Überfluss.

Unsere Neigung, zu nehmen was wir kriegen können, ist allzu menschlich. In uns stecken nicht nur Jäger und Sammler, sondern auch die Erfahrungen und Lehren von Generationen, die tatsächlich materiellen Mangel leiden mussten. Mittlerweile leiden die meisten von uns allerdings keinen materiellen Mangel mehr, sondern vielmehr leiden wir am Überfluss. Zeit für ein Update!

Viele werden wohl von einem flauen Gefühl befallen beim Gedanken daran, „auszumisten“. Gleichzeitig wissen wir alle, wie gut es sich anfühlt, wenn man es dann gemacht hat. Es ist ein bisschen wie Sport: Erst will man nicht, währenddessen geht man total in der Sache auf, genießt den Schmerz sogar etwas und hinterher fühlt man sich super.

Wer Kinder hat, spielt das Thema Aufräumen oft auf der schwersten Stufe

Wie genau unterstützt gründliches Aufräumen einen nachhaltigen Lebensstil?

  1. Viele Menschen haben so viele Sachen, dass sie sich diese beim besten Willen nicht alle merken können. Die Existenz so einiger Dinge wird einfach vergessen, mitunter auch verdrängt. Aber egal, ob vergessen oder verdrängt – die Sachen sind trotzdem da und nehmen Raum ein, auch unterbewusst. Im Vergessen liegt allerdings die Gefahr, dass man etwas anschafft, was man in Wirklichkeit besitzt oder einfach nicht noch zusätzlich braucht. Beim Aufräumen wird einem deutlich, was man eigentlich alles hat – man findet vieles wieder und kann es benutzen, anstatt doppelt zu kaufen. Nichts spricht gegen Vorräte oder das Aufbewahren von Dingen, für die man vielleicht später noch Verwendung findet. Man sollte sich ihrer bloß bewusst sein, anstatt sie nur einfach nur aufzubewahren. Einer der wohl häufigsten Sätze beim Aufräumen ist: „Ich wusste gar nicht mehr, dass ich das überhaupt habe!“
  2. Dinge auszusortieren bedeutet nicht automatisch, sie dem Müll zu übergeben. Vieles was aussortiert wird, erfüllt an anderer Stelle für andere Menschen einen sehr viel besseren Zweck, als jahrelang bei jemandem auf den ultimativen Einsatz zu warten, der vielleicht auch niemals kommt. Mag sein, dass es nicht immer leicht oder möglich ist, die optimale Weiterverwendung für eine Sache zu finden. Eine große Verschwendung findet jedoch oft statt, indem Dinge gar nicht verwendet werden.
  3. Entscheidungen treffen ist manchmal schwer. Dinge immer wieder von rechts nach links und wieder zurück zu räumen auch. Im Sinne der Nachhaltigkeit ist es gut, Dinge in Umlauf und Bewegung zu bringen. So können Strukturen gestärkt werden, die das nutzen, was bereits da ist, anstatt unnötig neu zu produzieren. Beispiel hierfür wäre Nachbarschaftshilfe, Tauschbörsen, Gebrauchtwarenläden.
  4. Ein großes, gründliches Aufräumen vereinfacht das tägliche, kleinere Aufräumen. Dies macht es leichter, sorgfältiger und bewusster mit seinen Sachen umzugehen. Werden Gegenstände besser behandelt, halten sie länger und müssen weniger schnell ausgetauscht, nachgekauft oder ersetzt werden. Auch der Frühlingsputz geht einfacher und vergnüglicher von der Hand, wenn man vorher aussortiert und aufgeräumt hat.
  5. Manche Dinge, die beim Aussortieren im Müll landen, sind vielleicht aus Plastik, oder anderen Materialien, die weder gut für Wohlbefinden noch Natur sind. Das ist eine tolle Gelegenheit, sich zu der Anschaffung einer Variante zu entschließen, die nachhaltig produziert ist und vielleicht sogar ein Leben lang hält. So ein gründliches Aussortieren ist ein guter Anlass, den Vorsatz zu fassen, in Zukunft nachhaltig einzukaufen, Secondhand oder Fairfashion-Marken auszuprobieren.
  6. Es ist unbestritten echte Arbeit, Dinge gewissenhaft zu sortieren und im Anschluss an den für sie und dich besten Ort zu bringen – in deinem Schrank, deiner Wohnung, als Spende abzugeben, fachgerecht zu entsorgen oder auf dem Flohmarkt zu verkaufen. Währenddessen stellst du sehr wahrscheinlich folgendes fest: So schnell und einfach es ist, Dinge zu erwerben und anzuhäufen, so langwierig und schwierig kann es sein, sie zu verwalten oder wieder loszuwerden. Man kann das eine nicht ohne das andere haben. Im besten Fall nimmt diese Erfahrung positiv Einfluss auf das Konsumverhalten. Weniger zu kaufen, ist oft die nachhaltigste Lösung.

Ist man beim Aufräumen eventuell etwas übermütig geworden und hat sich tatsächlich einer Sache entledigt, die einem später fehlt: Was für ein wunderbarer Anlass, erfinderisch oder kreativ zu werden, oder seine sozialen Bande zu stärken und sich etwas auszuleihen. Nachhaltig ist gründliches Aufräumen außerdem in einem zweiten Sinn: Macht man es einmal richtig, ist die eigene Ordnung weniger anfällig für neue Unordnung und ist sie auch leichter aufrecht zu erhalten.

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