Die Sache mit dem Alkohol

Das am wenigsten hinterfragte Suchtmittel der Welt: Ethanol

Mit dem Rauchen aufzuhören, hat zufällig erst geklappt, als ich gleichzeitig entschieden habe, auf unbestimmte Zeit keinen Alkohol mehr zu trinken. Nach jahrelangem Üben, Nichtraucherin zu werden, war ich überglücklich, als ich feststellte, dass sich durch das Weglassen von Alkohol endlich dauerhafter Erfolg im Nichtrauchen verzeichnen ließ.
Die Überlegung, für eine Weile keinen Alkohol zu trinken, hatte sich nach einem Abend aufgedrängt, an dem ich ein Mal zu oft das Gefühl gehabt hatte, über die Stränge geschlagen zu haben. Es gab keinen Unfall und keine große Entscheidung mit Paukenschlag. Ich hatte einfach das Gefühl, dass es jetzt mal für eine Weile reicht.

Keinen Alkohol mehr zu trinken machte aber nicht nur den entscheidenden Unterschied, tatsächlich endlich nicht mehr zu rauchen, sondern setzte viele kleine und große Entwicklungen und Erkenntnisse im positiven Sinn in Gang. Mir wurde aber auch sehr bald eins klar: Wenn man keinen Alkohol mehr trinkt, hat man einerseits einige Probleme weniger, andererseits ein paar neue, mit denen man nicht gerechnet hat. Zum Beispiel, dass man vermutlich paradoxerweise als Alkoholiker*in wahrgenommen wird, wenn man keinen Alkohol trinkt. Und dass dies ein Label ist, dass sich alles andere als gut anfühlt.

Die ersten Monate ohne Zigaretten und Alkohol waren einige der besten, die ich je hatte. Keine inneren Debatten mehr darüber zu führen, etwas zu tun, von dem man genau weiß, dass es einem nicht gut tut, setzt ungeheuerliche Energien frei und erfüllt einen auf direktem Weg mit innerem Frieden. So überbordend glücklich, wie ich anfangs mit mir und meiner Entscheidung war, so verstörend waren allerdings auch die Eindrücke, die ich in Gesellschaft sammelte. Freudestrahlend und stolz verkündete ich, dass ich keinen Alkohol tränke, wenn das Thema aufkam. Ich fand das total vorwärts von mir. Ich fand es gut, damit aus der Menge herauszustechen.

Selbstwahrnehmung und Fremdwahrnehmung fielen in der Sache allerdings stark auseinander. Dauernd kam es mir so vor, dass eigentlich immer nur eine unausgesprochene Annahme im Raum stand: Nämlich, dass ich Alkoholikerin (gewesen) sein musste. Vielleicht kam mir das so vor, weil sich mein eigenes Verständnis der Dinge zu dem Zeitpunkt auf genau diesen Ausschnitt belief: Wenn man ein Problem mit Alkohol hat, rangiert man irgendwo im Bereich Alkoholiker*in. Und Alkoholiker*in sein ist nun mit die letzte Sache, die man sein will, gewissermaßen eine Schande, zumindest, wenn es sich dabei um einen selbst handelt. Vermutlich bekam ich einfach die Frage gespiegelt, die ich mir unterbewusst selber stellte: War ich eigentlich eine Alkoholikerin gewesen? Und falls ja, warum fühlte sich das so niederschmetternd an, wie ein persönliches Versagen?

Der wöchentliche Kater: Ganz normal?

Es hat lange gedauert, bis ich herausgefunden habe, dass die Frage, ob man Alkoholiker*in ist oder nicht, eigentlich überhaupt keine Rolle spielt. Denn der einzige Maßstab, mit dem gemessen werden sollte, ist das eigene Wohlbefinden. Wenn man sich die Frage stellt, ob man ein Problem mit Alkohol hat, ist die Frage eigentlich in dem Moment, in dem man sie sich stellt, beantwortet. Denn dir die Frage zu stellen, weist darauf hin, dass du vielleicht nicht alle Erfahrungen mit Alkohol als positiv einschätzt und dies deinem Wohlbefinden entgegen steht. Außerdem ist die Annahme, dass man erst mit dem Trinken aufhören sollte, wenn man diagnostizierte*r Alkoholiker*in ist so irrig, wie es unlogisch wäre, erst mit dem Rauchen aufzuhören, wenn man Lungenkrebs hat. Die undifferenzierte Sicht, die ich lange selbst unbewusst vertrat, wurde durch die Beschäftigung mit der Frage „Alkoholiker*in: Ja/Nein/Vielleicht“ zum Glück aufgeweicht.

Es tat sich ein vielfältiges Spektrum auf, in dem sich Probleme mit Alkohol abspielen können. Es gibt zahlreiche Abstufungen von Alkoholproblemen. Vereinfacht und zusammengefasst lässt sich daraus grob ableiten, dass zwischen Alkoholmissbrauch und Alkoholabhängigkeit grundsätzlich zu unterscheiden ist. Dabei gilt es zu beachten, dass der Missbrauch eine hohe Gefahr birgt, sich zu einer Abhängigkeit zu entwickeln. Die Abhängigkeit ist wiederum in eine psychische und körperliche zu unterteilen, auch hier führt die erste mit nicht geringer Wahrscheinlichkeit zu zweiterer, wenn nichts dazwischen kommt. Jedenfalls trinkt man nicht vergnügt Alkohol, bis man plötzlich eines Tages mit zitternden Händen auf einer Parkbank als Mann ohne Erinnerung aufwacht.

Bei keiner anderen Droge wird erwartet, dass man sie konstant konsumiert, ohne Probleme zu bekommen

Aber wie kommt es eigentlich, dass es sich so schlecht anfühlt, wenn man sich selbst klar darüber wird, dass man keinen vollkommen unbeschwerten Umgang mit Alkohol hat? An den Konsum von Alkohol ist die oft unbewusste Erwartung geknüpft, dass man als erwachsene, selbstverantwortliche Person damit umgehen können sollte. Falls dies nicht so ist, wird daraus geschlussfolgert, dass etwas nicht mit einem stimmt. Dass man vielleicht einfach zu unkontrolliert ist, sich nicht im Griff hat, vielleicht sogar willens- oder charakterschwach ist. Seltsamerweise wird vom Umgang mit keiner anderen Droge erwartet, dass man einen so häufigen und regelmäßigen Konsum dauerhaft unter Kontrolle behält, ohne dass Probleme auftreten oder eine Abhängigkeit entsteht. Besonders, weil Drogenkonsum meistens einen gewissen Kontrollverlust zum erklärten Ziel hat. Die Idee zu sagen „Ich habe es einfach nicht geschafft, verantwortungsvoll und bewusst mein Kokain zu genießen, ich hätte mein Limit kennen müssen, es ist meine eigene Schuld!“ scheint relativ absurd.

Bedingung für ein erfülltes Sozialleben oder krampfhaft zur Schau gestellte Lebensfreude?

Jeder weiß, wie tückisch Drogen sind und wie schnell die Areale lahm gelegt werden, die für verantwortungsbewusstes Handeln und Entscheiden zuständig sind. Bei anderen Drogen ist man weder überrascht, wenn sie über kurz oder lang zu Problemen und Abhängigkeiten führen. Schon gar nicht wird unter allen Umständen versucht, den Konsum aufrecht erhalten zu können. Von Drogen, wird empfohlen, soll man besser Abstand halten, weil man weiß, dass sie schnell die Kontrolle über einen gewinnen können. Also lautet die Devise: Gar nicht erst anfangen. Nur Alkohol soll man bei jeder Gelegenheit zu sich nehmen, um gesellschaftskonform zu sein. Alkohol ist zwar berühmt dafür, Menschen die Kontrolle verlieren zu lassen, man wird aber gewissermaßen verurteilt, wenn man genau das tut.

Es wird suggeriert, dass nicht der Alkohol das Problem ist, sondern du

Stell dir vor, bei nahezu jedem gesellschaftlichen Anlass würden Drogen konsumiert werden, so wie es bei Alkohol der Fall ist. Niemand wäre überrascht, wenn dieses Verhalten bei vielen zu Schwierigkeiten führt und sich Abhängigkeiten entwickeln. Immerhin sind es Substanzen, die bekannt dafür sind, einen zu überrumpeln. Warum sollte Alkohol da eine Ausnahme bilden? Nur weil dir im Fall von Alkohol die komplette Verantwortung übertragen wurde, bedeutet das nicht, dass du persönlich versagt hast, wenn du diese Verantwortung nicht tragen kannst. Durch Aufrufe wie „Kenn dein Limit“ und „Bier bewusst genießen“ wird vermittelt, dass nicht die Substanz, sondern dein Umgang mit ihr problematisch ist, also du problematisch bist, wenn du dem Aufruf nicht Folge leistest. Uns wird nicht offiziell beigebracht, wie man mit Alkohol verantwortungsvoll umgeht. Aber es wird trotzdem stillschweigend erwartet.

Die allerwenigsten von uns verfügen über den zufällig passenden Mix von Voraussetzungen, die einen „unverwundbar“ in Bezug auf Alkohol und andere Drogen machen. Diese Voraussetzungen liegen zu großen Teilen außerhalb deiner Macht. Auch wenn die Mauer der Vorurteile stellenweise langsam bröckelt, so wird sie vielerorts noch sehr stabil zusammengehalten. Um so wichtiger ist es, die eigenen Glaubenssätze mal zu untersuchen, richtig zu stellen und die eigenen Erkenntnisse dann auch nach außen zu vertreten. Vielleicht würden sich schon viel mehr Menschen trauen, keinen Alkohol mehr zu trinken, wenn es gesellschaftlich akzeptierter wäre und sie nicht befürchten würden, falsch wahrgenommen zu werden.

Es ist keine Schwäche, ein Problem damit zu haben, Lösungsmittel zu trinken

Falls du auch schon einmal überlegt hast, ob es eigentlich besser für dich wäre, keinen Alkohol mehr zu trinken, du aber nicht genau weißt, wie du dich in einer Gesellschaft bewegen sollst, in der Alkohol so omnipräsent vertreten ist, nimm folgende Gedanken mit auf den Weg:

  1. Medizinische Kategorien über das Spektrum von Problemen mit Alkohol sind nicht das einzige, was wichtig ist. Online-Tests oder Vergleiche zwischen deinem Konsum und dem anderer Menschen geben keine zuverlässigen Hinweise darauf, wie dein Alkoholkonsum in Zukunft aussehen sollte. Wenn du dich nicht vollkommen frei und fröhlich fühlst in deinem Verhältnis zu Alkohol, gehe dem nach. Was steckt dahinter?
  2. Wenn du keinen Alkohol mehr trinken willst, bedeutet das nicht, dass du einen willensschwachen Suchtcharakter hast. Im Gegenteil: Du verfügst offensichtlich über einen sehr willensstarken Charakter und achtest gut auf dich, deine Bedürfnisse und deine Gesundheit. Du schaffst es sogar, ohne hemmungslösendes Suchtmittel den Abend in Gesellschaft zu verbringen. Den Suchtcharakter hat Alkohol, nicht du. Dass man seine Finger von einer Substanz lässt, die potenziell abhängig machen kann, ist kein Zeichen davon, dass du schwach bist und dich nicht kontrollieren kannst, sondern beweist das Gegenteil. Alkohol zu trinken ist nicht essenziell für ein glückliches, spannendes, erfülltes Leben, genauso wenig wie Zigaretten dir „liberté toujours“ bescheren.
    Dein Körper und deine Psyche sind nicht dafür gemacht, mit der Regelmäßigkeit Alkohol zu verkraften, wie dir auf vielen verschiedenen Wegen suggeriert wurde. Alkohol ist immerhin nur ein anderes Wort für Ethanol. Und das wird neben Getränken in erster Linie als Lösungsmittel in Medizin und Kosmetik sowie als Kraftstoff zum Betrieb von Verbrennungsmotoren verwendet. Wenn du also Schwierigkeiten damit hast, Motorentreibstoff zu trinken, gibt es keinen Grund, dich deswegen schlecht zu fühlen, zu schämen oder dich zu fragen, was mit dir nicht stimmt.
  3. Alkohol ist oft sehr stark mit unserer Identität verknüpft. Lass dir Zeit herauszufinden, welche Bilder, Glaubenssätze und Grundannahmen du hast über das Leben mit und ohne Alkohol. Nimm dir noch mehr Zeit dafür, diese in Frage zu stellen und zu überprüfen. Hat Alkohol etwas mit dem Rockstar zu tun, der du immer sein wolltest? Kennst du das Image der Kulturschaffenden, die immer Wein trinken? Es gibt so viele Identitäten, die man mit dem Trinken von Alkohol zu untermauern versucht und es ist kein Zufall, dass es für jede Identität und Lebenslage das perfekt gebrandete Getränk gibt.
  4. Besonders wenn du manchmal unter Depressionen oder Ängsten leidest, tust du dir einen großen Gefallen damit, keinen Alkohol mehr zu trinken. Zwar wird gegen beides oft und voller Hoffnung auf Linderung angetrunken, in Wirklichkeit verschlimmert Alkohol Depressionen und Ängste im zweiten Schritt und verursacht sie sogar im dritten (Quelle).
  5. Auch beim Thema Alkohol lohnt es sich, Achtsamkeit und kritische Selbstreflexion dazu zu holen: Was sind die wirklichen Gründe, wenn du Alkohol trinkst? Geht es dir wirklich nur um den Geschmack? Trinkst du mehrmals pro Woche Alkohol und verbringst öfter mal einen Tag verkatert im Bett? Ist das deiner Meinung nach ganz normal und keinen einzigen Gedanken wert? Wenn ja, warum ist das so?
  6. Auch wenn es keinen etwas angeht: Überleg dir eine schlichte Antwort, zu der du stehst, auf unverblümte Nachfragen wie „Warum trinkst du denn nicht?“ Es kann eine ebenso unverblümte Gegenfrage sein wie z.B.: „Warum trinkst du denn?“ oder: „Warum trinkst du denn noch?“
    In keinem Fall solltest du dich zu der Antwort gedrängt fühlen, auf die viele der Fragesteller zu lauern scheinen: „Ich bin trockene*r Alkoholiker*in.“ Damit fühlen sich die wenigsten wohl, vor allem stimmt es in vielen Fällen auch einfach gar nicht. Ich für meinen Teil bin zu der folgenden einfachen und ehrlichen Antwort gekommen: „Ich trinke nicht mehr, weil ich keinen entspannten Umgang mit Alkohol hatte und lieber aufhören wollte, bevor es richtig schwierig geworden wäre, aufzuhören.“

Zu guter Letzt: Sollte es problematisch geworden sein, aufzuhören: Sprich mit Ärzt*innen, denen du vertraust. In einer fortgeschrittenen Abhängigkeit kann ein plötzlicher Entzug lebensbedrohlich sein.

Möchtest du mehr zum Thema erfahren? Die Inspiration für diesen und viele Gedanken aus diesem Artikel stammen aus dem Buch „Quit Like a Woman: The Radical Choice to Not Drink in a Culture Obsessed with Alcohol“ von Holly Glenn Whitaker.

Was ist deine Meinung zum Thema? Lass es uns in den Kommentaren wissen!

35 comments on »Die Sache mit dem Alkohol«

  1. Sandra aus Dresden

    Danke!! Ich versuche schon seit einiger Zeit konsequent nichts mehr zu trinken. Ich muss. Ich scheitere aber aller 2-3 Monate immer wieder daran, hauptsächlich aus gesellschaftlichen Gründen. Das beschert mir allerdings auch, muss ich zugestehen, das Gegenteil meines zuvor extrem exzessiven Partylebens-nämlich zurückgezogen sein, ohne weggehen, “spießig” in anderer Leuten Augen zu sein, nicht mehr zu feiern bzw. Partys und Barabende zu meiden, von meinen Freunden stehts belächelt zu werden “ach ja du trinkst ja nicht mehr..”.
    Aber mir geht es besser.
    Vorallem nach diesem Artikel. Ich habe oft große Schuld- und Versagensgefühle wenn ich wieder “schwach” geworden bin, ja wie du es schreibst-Charakterschwäche.
    Der Satz, dass einem oft suggeriert wird, dass du das Problem bist und nicht der Alkohol, hilft mir gerade sehr mich aufzumuntern und zu trösten.
    Tausend Dank für diesen stärkenden Artikel. Es tut gut damit nicht allein zu sein 🙂

  2. Meine Antwort auf die Frage, warum ich keinen Alkohol trinke war schon immer, dass ich “straight edge” bin. Darauf war ich schon immer stolz. Könnte daran liegen, dass ich schlicht nie den Sinn darin gesehen habe Alkohol zu trinken und nie damit angefangen habe.

  3. Klasse der Artikel. Ich beobachte immer mehr, wie gerade bei Partys mit entsprechender Musik enorme Mengen Alkohol konsumiert werden. Ich trinke seit Jahren keinen Alkohol mehr und fühle mich bei dieser Art von Partys immer “über”. Es passieren Sachen, für die ich mich einfach fremdschäme . Am nächsten Morgen, bei Katerstimmung kennen sich die Leute einfach nicht mehr, übelst..Bei Nachfragen habe ich immer mit einem entschiedenen ” Nö, will ich nicht” geantwor tet und habe festgestellt, dass die Leute das militant aufgefasst haben, – aber, dass ist deren Problem☺

  4. Katharina

    Liebe Kathrin, ich danke dir sehr für deinen Beitrag zu diesem Thema. Glasklare und pointierte Erkenntnisse die du dort gibst. Mir ging es ganz genauso wie dir; ich habe gefühlt ewig gebraucht, Nichtraucherin zu werden (und zu bleiben!) und dies ist mir erst gelungen als ich den Alkohol gänzlich wegließ. Ich bin eigentlich froh, dass das scheinbar so gekoppelt ist bei mir. Keine Zigaretten = kein Alkohol. Das Ganze betreibe ich jetzt seit knapp einem Monat (ich weiß, ist noch nicht sehr lange, für mich aber schon stolzmachend :)) und die körperlichen und seelischen Vorteile sind nicht von der Hand zu weisen. Mein Hauptbeweggrund war, dass ich gemerkt habe, keinen entspannten Umgang (mehr) mit Alkohol zu haben und es mich zunehmend Kraft kostete. Das Thema Alkohol/”Trinken” /Alkoholmissbrauch/Alkoholismus hat mich immer mehr beschäftigt und auch Angst gemacht wie das weitergehen soll und was ich meinem Körper eigentlich (viel zu) regelmäßig antue. Und schon viel zu oft hatte ich mich selbst belogen und mir gesagt, ich habe alles bzgl. Alkohol im Griff. Ich könnte jederzeit reduzieren oder ihn weglassen… Und habe dann doch immer wieder etwas getrunken. Deshalb empfinde ich diesen Beitrag von Kathrin und eure Kommentare als sehr aufbauend, denn ich denke, dass es vielen so geht, dass der Alkohol sie im Griff hat und nicht umgekehrt und sie das insgeheim auch wissen oder befürchten. Daher habe ich auch keine Scheu zu “gestehen”, keinen Alkohol mehr zu trinken und zurück zu fragen, warum er/sie trinkt (was schon recht provokant ist, aber eben auch ehrlich). Alkohol ist eine Droge, staatlich legitimiert und gewollt. Eigentlich ganz schön pervers… Nein, ich will mir ein besseres Vorbild und meinen beiden Kindern das beste Vorbild sein und sie nicht glauben machen, dass Alkoholkonsum gänzlich unproblematisch ist und unhinterfragt bleiben soll. Danke für den tollen Beitrag, Kathrin.

  5. Dazu kam letztens ein toller Film raus „Alkohol – der globale Rausch“. Kann ich sehr empfehlen!

  6. Es stimmt- keinen Alkohol zu trinken grenzt aus -Vorteil- ich bin fitter ,schlafe besser und
    fühle mich gesünder -aber den Rechtfertigungsdruck kenne ich auch- eine lustige Antwort für mich als Mann „ich bin schwanger „ hilft manchmal- die beste ist „vertrage ich nicht „
    Manchmal trinke ich bei Empfängen ein Glas Sekt mit um meine Ruhe vor Nachfragen zu haben- aber die Antwort-warum trinkst Du werde ich mal ausprobieren

  7. Danke für diesen Artikel! Ich kann Lena nur zustimmen.
    „Vielleicht würden sich schon viel mehr Menschen trauen, keinen Alkohol mehr zu trinken, wenn es gesellschaftlich akzeptierter wäre und sie nicht befürchten würden, falsch wahrgenommen zu werden.“
    Dem ist ganz sicher so! Das hab ich oft genug bei anderen mitbekommen und es ging mir auch selbst schon so, dass ich halt dann doch ein Glas genommen und wenigstens ein paar Schluck getrunken hatte. Wie bescheuert.
    Aber noch bescheuerter sind solche Sätze wie „Sie können doch nicht den ganzen Abend nur Wasser trinken?“ Doch, kann ich!
    „Gesellschaftsfähig“ ist aber eher der Fakt, dass morgens um 7 Uhr schon Bierwerbung im Radio läuft. Und nicht nur in Bayern.

    Ich stolpere immer wieder – auch bei mir selbst – drüber, dass man gern „einen guten Tropfen verschenkt“ und das ganz selbstverständlich. Weil „damit macht man nicht viel falsch“. Das kann aber sehr wohl nicht richtig sein und kaum einer denkt daran. Da muss ich mir auch endlich mal ne Alternative ausdenken (wenn ich nicht eh schon eine für die jeweilige Person habe).

    Seltsam ist aber dass es ohne Probleme akzeptiert wird, wenn man „die Fahrerin“ ist und alle anderen dem Alkkonsum frönen dürfen mit dem Wissen, sie werden sicher nach Hause gebracht…

  8. Danke für diesen Beitrag. Ich habe dazu Mal was passendes gelesen: Bei keiner anderen Droge wirst du gefragt, wieso du sie NICHT konsumierst: Wieso rauchst du nicht? Wieso nimmst du kein Kokain? Es impliziert dem Menschen (nicht immer aber sehr häufig), dass etwas nicht mit ihm stimmt weil er “es” nicht tut.
    Durch eigene Erfahrungen beim Thema keinen Alkohol trinken weiß ich, dass man schnell in eine Rechtfertigungslage kommt (bei Frauen ist die nachgelagerte Frage “Bist du etwa schwanger?” auch immer schön). Ich hoffe das wird sich zeitnah in unserer Gesellschaft ändern und in der Zwischenzeit antworte ich einfach mit der Frage “Wieso trinkst du denn?”. Wer weiß was sich daraus für Gespräche entwickeln werden.

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